Miguel, der Argentinier. Er ist erst 37 Jahre alt, als er ins Hospiz gebracht wird. Zwölf Jahre lang arbeitet er in Salzburg, in guter Position in der Baubranche. Miguel ist Ingenieur. Dann wie ein Schlag die Krankheit: Nierenkrebs, keine Chance auf Heilung.
Zuletzt also das Hospiz, stationär, ein hübsches, helles Zimmer. Miguel spricht fließend Deutsch; den Betreuern bringt er das eine oder andere spanische Vokabel bei und kann spitzbübisch lachen, wenn ein angestrengt nachgesprochenes Wort in seinen Ohren urkomisch falsch klingt. Lachen, auch noch am Schluss.
Aber jetzt läuft Miguel die Zeit davon, und er hat nur mehr einen einzigen Wunsch in diesem Leben: Die Familie aus der Heimat möchte er dabei haben, wenn es soweit ist. Mutter, Schwester, zwei Brüder, ein Freund machen sich sofort auf den weiten Weg - und kommen im richtigen Moment. Die letzten Tage sind sie an Miguels Seite. Übernachtet, gewohnt wird im Hospiz. Zwei schlafen bei Miguel im Zimmer, zwei in der kleinen Hospiz-Küche, einer im Gästezimmer.
Dann wird noch einmal so richtig aufgekocht, auf Argentinisch, wie es Miguel so geliebt hat: ein ,“Asuado" und „Bife a caballo", Beefsteak mit Spiegelei, und Gemüse aus der Heimat. Und was Süßes, „Dulce de leche". Natürlich kann Miguel kaum etwas davon essen, aber das Kochen ist wichtig, das Beisammensein ist wichtig, die Familie, ein bisschen Heimat. Wenige Stunden nach dem Abschiedsfest stirbt Miguel im Kreise seiner Lieben.
Aus Argentinien ist später dann ein Brief gekommen, von Miguels Familie. ,,Mit Menschen wie Ihnen", schreiben sie, ,,wird der schmerzliche Verlust ein wenig leichter. Wir gratulieren zur Arbeit, die Sie täglich vollbringen."
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